Wildkräuter-Streifzug

Vitaminreiche Frühjahrsboten entdecken und Vitalkost erleben mit Brigitta Schilk – so lautet die Veranstaltung, die ich heute besuchen werde. Es ist ein Sonntagmorgen im April kurz vor zehn. Momentan regnet es nicht, es ist aber sehr feucht, nach nieseligem und trübem Wetter. Ich bin die erste am Treffpunkt Parkplatz Ebersklingen, der zwischen Bonsweiher und Ober-Liebersbach liegt. Und es dauert nicht lange bis weitere TeilnehmerInnen eintrudeln.

Die bunt gemischte Gruppe Kräuterinteressierter ist schon fast vollständig versammelt, da kommt Brigitta. Sie begrüßt uns und stellt sich, die Veranstaltung und das Geopark-Vor-Ort-Team Weschnitztal vor. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald statt.

Wald

Ausgestattet mit Papiertütchen, einer Stofftasche und Gummistiefeln, kann ich es kaum erwarten loszumarschieren, um die ersten Kräuter zu finden. Doch entgegen meiner Erwartung bewegen wir uns fast nicht von der Stelle: wir laufen einfach nur gerade mal fünf Meter in den Wald hinein. Hier bleiben wir stehen und schauen auf den Boden:

Unglaublich, was hier bereits an tollen Kräutern wächst!

Brigitta weist auf die besonderen Erkennungsmerkmal jeder Pflanze hin, erläutert dann ihre Wirkungen und Anwendungen, welche Teile der Pflanze wofür verwendet werden (oder in der Volksmedizin verwendet wurden), wann günstige Zeiten zum Ernten sind und welche Standorte geeignet sind. Ihr ist es wichtig, achtsam beim Sammeln zu sein und von einem Standort maximal ein Viertel zu pflücken. Geduldig beantwortet sie unsere Fragen.

Wir betrachten nacheinander die hier wild wachsenden Pflanzen und nähern uns ihnen mit allen Sinnen. Wir sind aufgefordert, jede Pflanze zu ertasten, zu riechen und zu schmecken. Ein Beispiel: Klettenlabkraut und Wiesenlabkraut sehen auf den ersten Blick fast gleich aus, lassen sich aber durch Anfassen und Fühlen sehr leicht voneinander unterscheiden.

Interessant ist für mich, dass den Kräutern im Frühling eine besondere Bedeutung zukommt. Jetzt ist ihre Kraft besonders groß, um uns nach dem langen Winter zu stärken.

Auch der Zeitpunkt der Ernte kann wichtig sein. So ist bereits blühendes Scharbockskraut giftig und auch sonst nur in Maßen zu verwenden. Denn wie so oft, macht die Dosis das Gift.

Wir entdecken weiter Ehrenpreis, Rainkohl, Klettenlabkraut, Giersch, Goldnesseln, Gundermann und noch viele andere.

Wiese

Als nächstes führt ein anderer Abzweig vom Parkplatz auf eine Wiese. Auch hier finden wir Wildpflanzen und es sind für mich „alte Bekannte“ dabei, wie Sauerampfer und Schafgarbe.

Weiter entdecken wir Wiesenlabkraut, Ruprechtskraut (stinkender Storchschnabel), Vogelmiere, Breitwegerich, Hahnenfuß und mehr. Manche Kräuter lassen sich im Nachhinein auf den Fotos nur schwer unterscheiden. Ich vertraue Google-Lens, obwohl ich gerade bei der Wilden Möhre und der Schafgarbe nicht sicher bin, ob meine Angaben stimmen!

Garten

Bei einsetzendem Nieselregen setzen wir die Wanderung fort, zum nächsten Ort, an dem es weitere Kräuter gibt: Brigittas Garten. Was auf den ersten Blick eher unscheinbar aussieht, birgt bei näherer Betrachtung wahre Schätze. Wir machen hier Bekanntschaft mit Mariendistel, Beinwell, Bergbohnenkraut, Nelkenwurz, Rainkohl, Silphie (Becherkraut), Rosetten von Nachtkerze, Königskerze und Fingerhut.

Wildkräuter: faszinierendes heimisches Superfood!

Es gibt sehr leckere und gesunde Rezepte mit den Kräutern, die wir kennenlernen. Zu der Vitalkost mit Wildkräutern, die Brigitta für uns vorbereitet hat, wird frischer Brennnesseltee gereicht. Frischer Brennnesseltee ist übrigens sehr sehr lecker und kein Vergleich zum Beuteltee! Wir probieren dazu Kräuterbrot, Bärlauchpesto, eingelegte Bärlauchknospen, Linsen-Bärlauch-Bratlinge und Fruchtleder. Köstlich!

Bärlauchpesto und noch viel mehr

Am Ende der Veranstaltung, zurück am Parkplatz, laufe ich noch ein paar Meter weiter in den Wald hinein. Hier wächst Bärlauch in Hülle und Fülle. Mit einer guten Portion davon trete ich tiefenentspannt die Heimfahrt an. Später wird es zum Abendessen Spaghetti mit frischem Bärlauchpesto geben.

Brigitta Schilk ist Gesundheitsbotschafterin und Wildnispädagogin. Ihr aktuelles Profil als Mitglied des Geopark Vor-Ort Teams Weschnitztal findet ihr hier. Weitere Termine und Veranstaltungen werden fortlaufend auf der Website von Mörlenbach, in den Tageszeitungen, im Weschnitzblitz und auf der Seite des Geo-Naturpark Bergstrasse Odenwald veröffentlicht (Geopark-vor-Ort Weschnitztal).

Fazit: Die Kräuterwanderung ist nicht nur lehrreich, sondern, trotz oder gerade wegen? regnerischem Wetter, auch für Körper und Geist eine Wohltat. Im Nachgang stellt Brigitta ausführliche Informationen, Anregungen und Rezepte per Email zur Verfügung. Die besondere Atmosphäre in Wald, Wiese und Garten wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Und ach ja, jetzt weiß ich, dass sich jede Menge nützlicher Kräuter auch in meinem Garten finden.

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner