Start am Marktplatz

Wir treffen uns um zwölf vor dem Rimbacher Rathaus bei den Geo-Naturpark-Tafeln. „Erlebnistour auf die Tromm mit dem Mountainbike“ heißt die Veranstaltung, die ich heute besuche. Ich gespannt, was uns erwartet. Horst Eberle, Mountainbiker, Einheimischer und Tromm-Kenner stellt sich und und das Geo-Naturpark Team Weschnitztal vor. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Geo-Naturparks Bergstraße Odenwald statt. Und dann geht es auch schon los.

Richtung Fahrenbacher Kopf

Blick bis nach Lindenfels

Durch die Brunnengasse, vorbei am Schulgelände, lassen wir Rimbach schnell hinter uns. Am Weg bei der Pferdekoppel halten wir an, hier sind wir von Wiesen umringt und haben einen herrlichen Blick, weit ins Weschnitztal, bis nach Lindenfels. Blicken wir in die Richtung des Weges, so sehen wir den Höhenzug der Tromm. Schaut man genau, kann man die Spitze des Turms sehen (etwa in Bildmitte, Foto rechts). Dort werden wir heute auch noch vorbeikommen. Bis zum Wald ist es jetzt nicht mehr weit.

An der Tränke

An der Tränke, dem nächsten Halt, erfahren wir, was es mit den unterschiedlichen Wegweisern auf sich hat und welche Bedeutung die Tränke früher hatte. Mitte des 19. Jahrhunderts war Rimbach ein bedeutender Marktflecken. Bis zu 12 Viehmärkte wurden damals jährlich abgehalten und hier sammelten sich die Tiere zur Stärkung, bevor sie auf den Markt gebracht wurden.

Wir fahren weiter und beim nächsten Stopp erläutert Horst die Bedeutung der Forst- und Waldwirtschaft und wie technische Neuerungen den Verlauf und die Ausgestaltung der Wege im Wald beeinflussten. Neu für mich ist, dass Naherholung und Tourismus von den ausgebauten Wegen profitieren. Diese sind zunächst so ausgebaut, dass sie den Anforderungen der modernen Fostwirtschaft gerecht werden.

Mountainbiker steht bei Fahrrädern im Wald
Unterhalb des Anfahrpunktes für Rettungsfahrzeuge, sind weitere Wegweiser angebracht.

Zum Turm

Halt am Vierseitigen Wegweiserstein

Nach einem langen und stetigen Anstieg zum Fahrenbacher Kopf (529 m), passieren wir eine Stelle namens Brandschneiders Kreuz und halten kurz darauf an einer Wegmarkierung, dem vierseitigen Wegweiserstein. Hier erfahren wir für wen diese Wegmarkierungen besonders wichtig waren, und warum auf den Steinen im Rimbacher Gebiet die Entfernungen in Stunden angegeben sind.

Wall und Grenzstein

Den Schardhof und den Campingplatz auf der Tromm lassen wir bei der Weiterfahrt links liegen. Die Schotterstraße verlassen wir kurze Zeit später und gelangen rechts auf einen einfacheren Weg. Wir kommen tiefer in den Wald hinein, bis wir auf einen kleinen Wall, einen Grenzstein und eine weitere Geopunkt-Tafel stoßen.

Schotterweg im Wald, links ein Baumstamm auf den ein lachendes Gesicht gemalt ist
Kurz vor dem lachenden Gesicht geht’s rechts rein

Jetzt befinden wir uns an einer früheren Grenze. Hier wechselten die Besitztümer: westlich des Walls war das Herrschaftsgebiet der Grafen von Erbach-Schönberg, östlich war Kurpfälzer Gebiet. Hier erfahren wir auch, welche Bedeutung die Wege, vor allem die Höhenwege hatten; wie Grenzsteine gesetzt wurden und welche Rolle die wechselnden Herrschaften, Grafen, Kurfürsten und Pfalzgrafen dabei spielten.

Den Zeichen: Mainzer Rad, Wittelsbacher Rauten und Erbacher Sterne, begegnet man im Odenwald immer wieder, mittlerweile halte ich schon Ausschau, sobald ich auf einen alten Stein treffe.

Um zum Trommturm zu kommen, verlassen wir den alten Weg wieder. Zurück auf der Schotterstraße halten wir uns rechts und fahren am Naturspielplatz auf der Tromm vorbei. Der Spielplatz ist wie auch der Trommturm eines von insgesamt fünf Teilen des neuen Geozentrums Tromm.

Kurz vor dem spektakulärsten Etappenziel treffen wir noch auf einen weiteren Grenzstein, welcher das Zusammentreffen dreier Herrschaftsgebiete markiert. Auf diesem Dreimärker kann man die Zeichen von Mainz, Kurpfalz und Erbach besonders schön sehen.

Ausblick

Kurze Zeit später erreichen wir dann den Turm. Hier oben weht heute ein angenehmes Lüftchen und: Juhu – meine anfänglichen Kopfschmerzen sind auch wie weggeblasen! Wir genießen die Aussicht. Schön hier!

Zwei Mountainbiker auf einer Aussichtsplattform mit Panorama im Hintergrund

Abfahrt

Spätestens jetzt fängt für alle Nicht-E-Bike-Teilnehmer der gemütliche Teil an. Die folgende Abfahrt macht jetzt richtig Spaß.

Wir halten erst wieder an einem kleineren Schild. Es kommt mir irgendwie bekannt vor, ich habe viele solcher Schilder auch in Zotzenbach gesehen. Die Aufschrift lautet: Gasthaus Steinbruch Borstein. Wir erfahren, was es damit auf sich hat, warum das Gasthaus mitten im Wald war und warum es nur für wenige Jahre geöffnet hatte.

Gasthaus und Steinbruch

Wenige Meter weiter kommt der kleine Steinbruch, auf den sich das Gaststättenschild bezieht. Ich bin echt begeistert. Was für eine Idylle!

Im Wald

Während der ganzen Fahrt halten wir immer wieder an schönen Stellen. Die großen und mitunter weit gestreut herumliegenden riesigen Steine sind typisch für den kristallinen Odenwald und durch Wollsackverwitterung entstanden. Immer wieder wird auch der Blick ins Tal durch die Bäume oder an Lichtungen und Schneisen frei.

Der Wald ist heute für mich die reinste Wellness-Oase. Hier ist es auch an heißen Tagen angenehm kühl. Am liebsten würde ich mich jetzt ins Moos legen oder einen Baum umarmen.

Das letzte Stück

Zotzenbach

Wir verlassen den Wald am Waldparkplatz, fahren am Haus des früheren Steinbruchbesitzers vorbei (es ist aus Granit), bis zur Alten Schule. Hier ist die letzte Station. Via Steinbühl, Zotzenbacher Weg und vorbei am Jüdischen Friedhof geht es zurück zum Rimbacher Marktplatz.

Horst Eberle ist viel mit dem Mountainbike im Odenwald unterwegs. Der gebürtige Rimbacher teilt seinen reichhaltigen Fundus an Wissenswertem zu Natur und Geschichte unserer Gegend. Sein aktuelles Profil als Mitglied des Geopark-vor-Ort Teams Weschnitztal findet ihr hier. Weitere Termine und Veranstaltungen werden in den Tageszeitungen und im Weschnitzblitz veröffentlicht.

Fazit: Eine wunderschöne Tour, bei der man viel Interessantes erfährt. Die meiste Zeit führt der Weg durch den Wald und die Tour ist somit auch für heiße Sommertage bestens geeignet. Das Mountainbike eignet sich hervorragend, um auf den unterschiedlich beschaffenen Wegen gut voranzukommen. Der Charakter der Tour ist dabei eher informativ als sportlich. Wer ohne E-Bike unterwegs ist wird trotzdem zu Beginn mit dem Anstieg zum Fahrenbacher Kopf herausgefordert. Die Zeit vergeht übrigens wie im Flug, wir waren etwa vier Stunden unterwegs.
Länge: 22,7 km
Zeit: 2 bis 4,5 Stunden (je nach Länge der Aufenthalte an den Stationen)

Fotos: Die Karten der Besitzverhältnisse im Überwald 1787 sind den an den entsprechenden Orten aufgestellten Geopunkt-Tafeln entnommen.

PS: Die meisten Fotos sind ein paar Tage später entstanden, als ich die Tour nochmal alleine gefahren bin und da habe ich es getan – mich ins Moos gelegt.

Frau liegt im Moos, Kopf mit geschlossenen Augen

2 Kommentare

    • Vielen Dank! Es ist wie immer nur ein kleiner Ausschnitt. Es gab noch viel mehr Eindrücke und Informationen. Ich bin auch immer wieder begeistert, was man mit wenig Aufwand bei uns alles erleben und entdecken kann.

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