Jüdischer Friedhof Hemsbach

Jüdischer Friedhof Hemsbach

Eigentlich sollte der Beitrag über den Vierritterturm und diesen – wie ich finde – magischen Ort – gehen. Aber es kam anders. Meine Anfahrt erfolgt über Birkenau, Niederliebersbach und Balzenbach, was sich hinterher als gut herausstellte, da die Strecke Mörlenbach-Bonsweiher momentan gesperrt ist. Ich verlasse hier den Kreis Bergstraße und das Bundesland Hessen, wenn auch nur für wenige hundert Meter. Ich parke am Watzenhof, da mich das „Anliegerfrei-Schild“ abhält, weiterhochzufahren, was aber unbegründet ist: denn ein guter Ausgangspunkt ist der Parkplatz Schaumesklingel.

Obwohl ich diesen ganzen Ort hier oben auf der Anhöhe zwischen Rheintal und Odenwald einfach nur schön finde, ist die Stimmung nicht die, die ich ursprünglich einfangen wollte. Die Sonne steht schon recht hoch und es ist viel los. Ich schlendere ein bisschen rum und entscheide mich schließlich, eine kleine Runde durch den Wald zu laufen: Spaziergang Nr.2, den Waldner-Turm-Weg. Runter nach Hemsbach, um den jüdischen Friedhof herum und wieder zurück.

Naturpark Neckar-Odenwald Vierritterturm Waldnerturm
Tour Nr. 2: Waldner-Turm-Weg

Der Rundweg beginnt mit einem Fußweg bergab durch den Wald. Unglaublich, wie laut die Vögel hier zwitschern! Kurze Zeit, nach dem Passieren eines weiteren Wanderparkplatzes, verläuft die Strecke an der wallartigen Friedhofsbegrenzung entlang. Obwohl die ersten Bilder aus dem unteren Bereich des Friedhofes nur einen kleinen Einblick auf wenige Gräber zulassen (ich habe das Friedhofsgelände selbst nicht betreten, sondern nur von außen fotografiert) lassen sie mich hier eine ganz besondere Ruhe verspüren.

Jüdischer Friedhof

Der jüdische Friedhof ist mit über tausend Grabsteinen einer der größten erhaltenen Friedhöfe Baden-Württembergs. Er wurde 1674 angelegt und 1678 erstmals erwähnt. Seit 1716 diente er elf Gemeinden entlang der Bergstraße und in der Rheinebene als Verbandsfriedhof.

Die früheste lesbare Inschrift ist 1682 datiert, die letzte Bestattung fand 1941 statt. Nach der Deportation der letzten jüdischen Mitbürger der Region wurde der Friedhof 1942 geschlossen.

Der jüdische Friedhof ist öffentlich nicht zugänglich; die Volkshochschule Badische Bergstraße und der Förderverein Ehemalige Synagoge bieten mehrmals im Jahr Führungen an.

Plakette am unteren Friedhofstor des Jüdischen Friedhofs Hemsbach

Im oberen Bereich finden sich aufwändigere, neuere oder besser erhaltene Grabsteine und auch einige der allgemein auf jüdischen Friedhöfen verwendeten Symbole sind zu sehen: Gespreizte Hände deuten auf Nachkommen der Priesterschaft, abgebrochene Säulen auf einen frühen Tod. Nach jüdischem Recht ist das Grab auf ewig Eigentum des Toten und kann daher niemals eingeebnet oder aufgehoben werden. Diese Informationen finden sich auch in dem kürzlich wieder aufgelegten Buch Geschichte der Rimbacher Juden, Wolfgang Gebhard, 1965/1987 (Herausgeber Gemeinde Rimbach, 1987 / Nachdruck 2020). Ich frage mich, wie das hier wäre, hätte es den Holocaust nicht gegeben. Nachdenklich trete ich den Rückweg an.

Vierritterturm Waldnerturm

Am oberen Friedhofstor sieht man jetzt aus der Ferne den Vierritterturm und der Kreis schließt sich. Über einen gut befestigten Waldweg und am Turm vorbei komme ich wieder zurück zum Ausgangspunkt meiner Wanderung.

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