rimbachblog

Wanderparkplätze

Ohne große Planung, ohne große Anfahrt und ohne großartige Ausrüstung einfach drauflosmarschieren – wie genial ist da denn? Aus Zufall entdeckte ich für mich die Wanderparkplätze. Es ist schon einige Jahre her und Schuld war das Felsenmeer. Zu groß dessen Attraktivität, zu viel Andrang, zu wenige Parkplätze. Der Versuch einen Familienausflug dorthin zu machen scheiterte zum wiederholten Male. Damals steuerten wir dann stattdessen den nächstbesten anderen und leeren Parkplatz1 an und entdeckten so den Kaiserturm und die Neunkircher Höhe. Mit den folgenden drei Wandervorschlägen möchte ich einen Einblick in ziemlich Naheliegendes geben.

Der Münschbachweg – eine ①

Die Runde, die ich als erstes vorstellen möchte, liegt Rimbach viel näher als die Ecke ums Felsenmeer. Ein Heimspiel. Ich habe tatsächlich an die zehn Jahre gebraucht, um diese Runde für mich zu entdecken, dabei war ich gefühlt schon tausendmal rund um die Tränke unterwegs. Auch wenn die Tour nur mit einer Stunde veranschlagt ist, feste Schuhe oder gar Wanderschuhe sind hier ratsam.

Um den Münschbachweg zu gehen, muss man nichts weiter tun, als den Beschriftungen, der ①, zu folgen. Ausgehend von den Schildern, einmal um die eigene Achse drehen, befindet sich der Einstieg zwischen Straße und Waldxylophon.

Straße, die in den Wald führt links, kleiner Abzweig in einen Waldweg, rechts Waldxylophon, Bäume und Baumstämme, hellgrün und dunkelbraun, Sonnenstrahlen werden gebrochen

Auf dem weichen Waldboden läuft man wie auf Wolken – einer meiner Lieblingsstellen rund um die Tränke.

Es geht jetzt stetig bergauf. Nach einem kürzeren, sehr steilen Stück lichtet sich der Wald. Dann geht es nochmal ordentlich bergauf. Auf der Zwischenhöhe und dem höchsten Niveau der Tour angekommen, kann man einen eckig gehauenen Stein entdecken, auf dessen Oberseite ein Pfeil eingraviert ist. Was bedeutet das? Ein Rätsel, dem man bei Gelegenheit nachgehen könnte…

Meistens sind die Wege vorbildlich gekennzeichnet. Hier ist eine Stelle, an der ich zwar den Abzweig nach rechts vermutete, aber kein zusätzlicher Pfeil die Richtung markierte.

Wenige Meter später wurde meine Vermutung durch eine weitere Markierung bestätigt. Die Kennzeichnung der Wanderwege erfolgt nach festen Regeln (siehe nächster Abschnitt).

Walswanderweg mit Laub, links und im Hintergrund viele hohe Bäume, Wegemarkierung "1" am Baumstamm auf der linken Seite

Auch wenn man es nicht so gut auf den Fotos sieht – hier geht es recht steil nach unten. Dieser Rundweg enthält einige Abschnitte, die abseits der breiter ausgebauten Wirtschaftswege liegen, und darin liegt auch der Reiz. Sicherer Schritt und Trittfestigkeit sind gefordert – auch spannend für Kids!

Ab jetzt geht es nur noch bergab. Mir war nicht bewusst, dass Münschbach von so tief eingeschnittenen Tälern umrahmt ist. Hier bin ich übrigens auch einem Fuchs begegnet.

Bunte Kunststoff-Ostereier schmücken einen Sandstein-Brunnen, mit lustigem Stroh-Huhn und Hunde-oilette

Mitten in Münschbach dann das: Ein Osterbrunnen – passend zum heutigen Ostermontag!

Weiter Blick ins Weschnitztal, im Vordergrund Wege, Wiesen, Bäume und Felder

Der Rehweg ② – unterwegs mit der Wegemarkiererin

Ein weiterer nahegelegener Wanderparkplatz, Trommblick, liegt direkt beim Friedhof in Lauten-Weschnitz. Vor ein paar Wochen hatte ich das Glück, Claudia, eine Wegemarkiererin, begleiten zu dürfen.

Die Wegemarkierungen werden in der Regel ein- bis zweimal pro Jahr von ehrenamtlichen Helfern überprüft und bei Bedarf neu angebracht, ausgebessert oder erneuert. Viele der Wege und damit der Markierungen werden vom Geonaturpark Bergstraße Odenwald betreut. Dabei gilt es, einige Regeln einzuhalten.

Gelbe Ziffern in einem gelben Kreis sind die Markierungen, welche – ausgehend von der Wanderkarte auf dem jeweiligen Wanderparkplatz – den entsprechenden Weg markieren. Läuft man zwischendurch eine längere Strecke querfeldein, kann es also durchaus vorkommen, dass man auf eine gleiche Zahl stößt, die zu einem anderen Wanderweg gehört oder zu einem anderen System und beispielsweise mit grüner oder weißer Farbe gekennzeichnet ist. Dies gilt es zu beachten, wenn man sich beispielweise verlaufen hat oder planlos durch die Gegend marschiert. Ist mir alles schon passiert…

  • Bei Startpunkten, Abzweigungen, Kreuzungen und Richtungsänderungen werden die Ziffern zusammen mit einem Richtungspfeil versehen.
  • Wenig später – immer möglichst in Sichtweite, grob etwa 30 Meter – werden die entsprechenden Ziffern als Bestätigung wiederholt.
  • Da die Wege in beide Richtungen gelaufen werden, finden sich vor und nach den Kreuzungspunkten die Wiederholungen – entsprechend der jeweiligen Blickrichtung.

Mit Schablonen wird die Spezialfarbe auf Baumstämmen aufgetragen. An Metallpfosten oder anderen Untergründen kommen auch Aufkleber zum Einsatz. Vor Anbringen der Farbe oder des Aufklebers muss der Untergrund gesäubert oder begradigt werden.

Baumstamm mit verschiedenen Wandermarkierungen

Historische Wegweiser

Historische Wegweiser dürfen nicht vollgeschmiert werden. Deshalb werden versehentliche Markierungen aus früheren Zeiten hier auch nicht mehr erneuert. Bemerkenswert ist hier die Angaben nach Zeit und nicht nach Strecke. Handelt es sich um die Fahrt mit einer Kutsche, oder bezieht sich die Angabe auf den Fußweg? Wann wurde der Stein gesetzt und beschriftet? Welche Zweck hatte der Weg, wie war das ursprüngliche, dazugehörige Wegenetz – und wie alt ist er? Interessante Fragen, die sich bei solchen Wanderungen immer wieder ergeben.

Ein weiterer Friedhof liegt auf dem Weg

Ich war überrascht, dass ein so kleiner Ort wie Linnenbach einen eigenen Friedhof besitzt. Eines der wenige Gräber ist zudem ein Stickelgrab, ein weißes Totenbrett, bemalt mit einem Blumentopf anstelle eines Grabsteins.

Ein weiterer Friedhof liegt auf dem Weg

Mit noch vielen schönen Ausblicken, Begegnungen mit Kühen, Hunden und Menschen führt die Runde durch Lauten-Weschnitz zurück zum Ausgangspunkt – vorbei am „Millischbock“ und einem liebevoll restaurierten alten Brunnen. Der Milchbock ist aus alten Sandsteingebinden; an dem Abstellplatz erfolgte früher die Abholung der Milchkannen durch eine Fürther Molkerei.

Mit das Wichtigste…

…bei solchen Wanderungen an der frischen Luft, Bewegung und guten Gesprächen ist der Abschluss mit einer kleinen Brotzeit (oder so). Praktischerweise gibt es bei vielen der Wanderparkplätze, die ich bisher kennenlernte, auch eine Bank oder sonstige Picknickmöglichkeit. Ach ja, jetzt verstehe ich auch, warum der Parkplatz „Trommblick“ heißt!

Faßnachtskräppel auf Marmorplatte mit Blick ins Tal, im Mittelgrund blühende Krokusse

Unterwegs im Kohlwald ①

Der Parkplatz Kohlwald befindet sich ebenfalls in der Nähe eines Friedhofs: des Krumbachers. Auf der Wandertafel wird der Kohlwald-Weg ① folgendermaßen beschrieben:

Abwechslungsreicher Rundweg zum „Russenbuckel“, auf dem sich Gräber von Russen befinden sollen, die zur Zeit der napoleonischen Kriege hier begraben wurden, und zum ehemaligen Hofgut „Neulechtern“.

Vermutlich war ich zu verträumt unterwegs, denn ich habe jeglichen Hinweis auf mögliche Russengräber verpasst. Es handelt sich um einen etwas längeren Weg (7,1 km), der sich angenehm durch den Wald schlängelt. Gleich zu Beginn wird man hier von Marienstatuen begrüßt – auch ein Zeichen, dass man hier in „katholischem“ Gebiet unterwegs ist. Die Fürther mussten in früheren Zeiten öfter ihren Glauben wechseln. Fürth gehörte zum Kurfürstentum Mainz – außer in den etwa 160 Jahren seiner Verpfändung an die Kurpfalz.

Hügelige Landschaft mit zwei Bergkuppen, geschwungenem gepflügtem braunen Feld und Wiesen
Blick Richtung Krumbach

Fazit: Einfach loslaufen!


  1. Vermutlich war es der Parkplatz Rauhestein (Google Maps Rauhestein) ↩︎

Cookie Consent mit Real Cookie Banner